Bericht

Bergwandern und ‘Dolce Vita‘

Die Friedenswanderung im Jahr 2005 von Pforzheim nach Gernika war die Initialzündung für die Partnerschaftstouren des DAV Sektion Pforzheim, des Club Alpino Vicenza und des Goi-Zale Gernika, die seit dem Jahr 2007 in dieser Konstellation durchgeführt werden. In diesem Jahr organisierte der CAI Vicenza die gemeinsame Unternehmung in einer Bergregion, die üblicherweise (und zu Unrecht) nicht im Focus deutscher Bergwanderer steht: dem Gebiet Gran Sasso in den Abruzzen, rund 100 km südöstlich von Rom gelegen.

Zunächst ging es nach umfassender Vorbereitung und Organisation durch Bruno Kohl für die deutsche 16 Frau- und Mann- starke Delegation mit Ryanair vom Flughafen Memmingen in die ‘Ewige Stadt‘ Rom. Nach einigen Orientierungsmühen kamen wir gut und vollzählig im Roma Scout Center an – eine Melange aus Hüttencharakter und Jugendherberge. Am Nachmittag und dem darauffolgenden Tag erkundeten wir teils individuell, teils in Gruppen die italienische Hauptstadt. Rom – das Zentrum der Antiken Welt und der Christenheit: Geschichte auf Schritt und Tritt!

Bereits am Samstagabend stießen zunächst unsere baskischen Freunde dazu und als am Sonntagabend unsere italienischen Freunde ankamen, war die Wiedersehensfreude groß! Die über Jahre hinweg gepflegten Freundschaften konnten aufgefrischt und neue geknüpft werden. – Auch der nächste Tag stand im Zeichen Roms – Paolo zeigte uns nach dem obligatorischen Gruppenfoto vor dem Kolosseum einige Besonderheiten der Stadt, beginnend mit der Statue des Moses von Michelangelo in der Kirche San Pietro in Vincoli, in der daneben auch noch die Ketten, mit denen der Apostel Petrus gefangen gehalten wurde, gezeigt werden. Kapitolinischer Hügel, Blick auf’s Forum Romanum, Schildkrötenbrunnen, etc., ein Streifzug durch Rom.

Tags darauf ging es nun mit dem Bus in die Abruzzen, genauer gesagt den Abruzzischen Teil des Apennin, der vom Gebirgsmassiv Gran Sasso d’Italia mit knapp 3000m Höhe, dem Corno Grande, gekrönt wird. – Nach einer leichten Eingehtour auf den Monte Puzzillo (2174m) kamen wir in L’Aquila an. Die Stadt L’Aquila wurde im Jahr 2009 von einem verheerenden Erdbeben getroffen, das über 300 Menschen das Leben kostete. Sowohl die Spuren des Bebens als auch umfangreiche Aufbau- und Renovierungsarbeiten sind zu sehen. Der damalige Ministerpräsident Silvio Berlusconi versprach, die Stadt innerhalb kürzester Zeit wiederaufzubauen – gehalten hat er sein Versprechen nicht.

Die von unserem italienischen Freund und Berg-Urgestein Lorenzo Dalla Vecchia mit Präzision ausgearbeiteten Touren führten uns am nächsten Tag auf den Monte Camicia, 2344m – eine Tour mit durchaus alpinen Ansprüchen und schönen Weit- und Ausblicken. Unsere Unterkunft in L’Aquila war das von katholischen Schwestern geführte Casa Ospitalia San Guiseppe. Die auch sonst sehr herzlichen Damen in Ordenstracht zeigten uns anlässlich des Geburtstags von Paolo, zu was Klosterschwestern im Stande sind: Sister Act live – so wie man es vom Kino her kennt! Alles unter den Bildern von drei Päpsten und einem Kardinal im Speisesaal des Hotels. Alle waren begeistert von der Freude, die dort zum Ausdruck kam. Ein ganz besonderes Erlebnis!

Am folgenden Tag stand der alpine Höhepunkt auf dem Programm, die Besteigung des Corno Grande, mit 2912m der höchste Punkt der Abruzzen. Vom Campo Imperatore auf rd. 2100m ging es für die Gruppe A über die Sella di Monte Aquila, 2335m auf den Corno Grande und im Abstieg über das Rifugio Franchetti (ein kühles Bier wirkt Wunder) zur Seilbahn nach Prati di Tivo. Für die B-Gruppe ging es beschaulicher vom Campo durch das Val Maone nach Prati di Tivo. Das Wetter zeigte sich während der gesamten Tour von seiner besten Seite – tagsüber mehr als 30°C, später jeweils ein lauer Sommerabend.

Der letzte Wandertag führte uns von Ovindoli (1380m) auf den Monte Tino (1923m), von dem wir eine wunderbare Aussicht ringsum genossen. Nach der Rückkehr zeigten uns noch Freunde vom CAI L’Aquila einige Sehenswürdigkeiten der Stadt, darunter auch die Basilica Santa Maria Collemaggio, in der Papst Coelestin V. (Juli bis Dezember 1294) in einem Sarkophag begraben liegt. Coelestin V. war der erste Papst, der zu Lebzeiten von seinem Amt zurückgetreten ist. Der zweite, der diesen Schritt wagte, war Benedikt XVI. im Jahr 2013!

Dem gemeinsamen Abschlussessen in einem Restaurant schloss sich noch eine von Miren angeführte Performance auf der Piazza del Duomo an, die auch die abendlichen Flaneure begeisterte und Applaus für uns einbrachte. Nach einer Woche, die mit schönen Erlebnissen gefüllt war, hieß es am Flughafen Abschied nehmen von unseren baskischen und italienischen Freunden. A prossima! Bis zum nächsten mal!

Ein herzliches Dankeschön an alle, die die schönen Tage erdacht, geplant, vorbereitet und durchgeführt haben!

Mehr Information im www.alpenvereinaktiv.com, Suchbegriff „Touren der Partnerstädte Gernika-Lumo – Vicenza – Pforzheim“

Autor: Alexander Uhlig
Fotos: Bruno Kohl, Alexander Uhlig