Mit Wanderstiefel und Friedenstab legten Basken aus Gernika und Pforzheimer vor 20 Jahren den Weg zwischen den beiden Städten zu Fuß zurück. Es war ein Abenteuer, das vor 20 Jahren Basken aus Gernika und Pforzheimer bei einem Friedensmarsch zwischen Februar und April auf 2200 Kilometern Weg zu Fuß zurücklegten.
Am 23. Februar, dem Jahrestag der Zerstörung Pforzheims begann die Wanderung auf der uralten Route des Jakobsweges, die am 26. April dem Jahrestag der Zerstörung Gernikas endete. Verbindungsmann und Organisator war der Historiker Michael Kasper, der mit seiner Familie im Baskenland lebte. Bei einem Treffen mit dem damaligen Bürgermeister Gert Hager und mit der zuständigen Städtebeauftragten Karin Kälber ging es zunächst auf die Suche nach Wanderern. Letztlich blieben bei diesen Bemühungen nur noch die Hochschule mit Studenten und Professoren und die Sektion Pforzheim vom Alpenverein übrig. Im Vorfeld spendeten Firmen und die Pforzheimer Zeitungen für die zehn Wochen der Tour jeweils 2000 Euro. Eine Friedensbotschaft von der Oberbürgermeisterin Christel Augenstein, verpackt in einem Staffelstab, trugen die Friedenspilger nicht nur nach Gernika sondern auch nach Gurs zum Gedenken, dass allein hier im Lager viele Menschen ihr Leben lassen mussten. Bei der Wanderung durch Schnee und Eis, bei Nebel und Regen durch den Schwarzwald und das Elsass waren es im Winter oft keine guten Wetterbedingungen. Die Gruppe bestand in der Regel immer aus zwei bis drei Pforzheimern und eine entsprechende Zahl Wanderern aus Gernika. Die zwei Basken Fernando Artetxte und Luisi Etxebarria, der sich als Musiker, Sänger und Liebling entpuppte, hatten die gesamte Strecke zurückgelegt. Dabei blieben natürlich Blasen und kleinere Verletzungen nicht aus. Vor allem Fernando hatte dabei auch stets ein gutes Tempo vorgelegt, das nicht alle mithalten konnten.
Bei heftigem Schneetreiben machten Bruno, Sybille und Rolf sich auf den Weg nach Besancon um von dort unter dem kundigen Wanderführer Bruno nach Cluny zu wandern. Der längste Tagesmarsch mit knapp 50 Kilometern führte dabei durch Schnee und Eis, quer durch Waldgebiete, deren Wasserläufe oft den Weg versperrten sowie durch Morast, Felder und Wiesen. Oft stellte sich dann die Frage: Warum müssen wir uns das antun? Die Antwort gab die Benediktinerin Bernadette im Kloster Notre Dame bei unserer Übernachtung in Tournus, die uns sagte: „Wir beten für den Frieden und ihr wandert für den Frieden. Gemeinsam tun wir so ein wichtiges Werk. In einfachen Gite-Etapes, vergleichbar mit nichtbewirtschafteten kleinen Jugendherbergen, war am Abend abwechselnd Kochen angesagt. Tagsüber versorgten uns die Fahrer des Wohnmobils als Begleitfahrzeug, mit den Studenten Matthias aus Freiburg und Imanol aus Gernika mit Getränken und einer kleinen Stärkung. Nach dem Wintereinbruch hatten wir aber gutes Wetter im Gepäck. Während am Anfang der Tour noch Handschuhe, Mütze und Winterjacken erforderlich waren wärmte uns immer mehr die Sonne. An einer Stelle mussten wir einen Bauer nach dem Weg fragen. Dieser sagte: „Hier ist das Ende der Welt und es gibt keinen Weg, der weiterführt“. Über seinen Misthaufen und eine Müllhalde sowie einer Bachüberquerung mit Stacheldrahtzaun gab es dann ein Weiterkommen.
Um 6 Uhr war jeden Tag wecken angesagt. Der Wandertag begann in der Regel nach dem Frühstück um 7.30 Uhr. In Germain du Plain wartete schon ein Reporter vor dem kleinen Städtchen auf uns. Ein Empfang erfolgte in dem 3000 Einwohner zählenden Städtchens in der Bibliothek mit dem Bürgermeister. Die Übernachtung in einer kleinen Turnhalle auf Matten. Zum Frühstück am nächsten Morgen war der Bürgermeister wieder zur Stelle und verabschiedete uns. Ab dem Ort ging es wieder auf dem markierten Jakobsweg nach Cluny. Am Palmsonntag erlebten wir dann noch einen Gottesdienst bei der Brüdergemeinschaft in Taize mit dem Gründer Frere Roger.
Die letzten Etappen führten dann von San Sebastian nach Gernika. Hier kamen dann auch viele Wanderer aus Gernika dazu, die oft mit dem Bus anreisten. Teilweise war dann auch eine Übernachtung in einer Pellotihalle nach dem Übungsbetrieb angesagt. Beeindruckend war die letzte Etappe mit Bürgermeister Gert Hager und dem Verleger Albert Kiefer Esslinger sowie eine Gruppe von rund 120 Mitwanderern. Der Einzug in Gernika mit Feuerwerk und den Spalieren von Kindergarten – und Schulkindern war überwältigend und der Platz vor dem Rathaus dicht gefüllt von Menschen. 13 Tage vor dem Eintreffen der Wanderer in Gernika erreichte diese die traurige Nachricht, dass der Organisator dieser sicher einmaligen Wanderung an Krebs gestorben ist. So konnten die Friedenswanderer nur noch bei einem Gottesdienst, den der Bischof von Bilbao in der Kathedrale Sancta Maria hielt, seiner gedenken.
Zum Zehnjährigen machte sich dann eine kleine Gruppe von San Sebastian aus vom Alpenverein und Alpinisten aus Gernika nochmals auf den Weg, die von Bürgermeister Jose Maria Gorrono und Rolf Constantin vor der Bildtafel „Krieg und Frieden“ von Pablo Picasso empfangen wurde.
Autor: Rolf Constantin
Fotos: Rolf Constantin