Alte Pforzheimer Hütte
Die Gründung der Sektion Pforzheim
Die Gründung der Sektion Pforzheim im Deutschen Alpenverein erfolgte am 28. Dezember 1891 mit damals 87 Mitgliedern. Heute zählt die Sektion über 4000 Mitglieder.
Historische Fakten und Zahlen seit 1891 auf einen Blick.
Alte Pforzheimer Hütte/Museum Chamonna Pforzheim
1898 fasste der kleine Verein mit 120 Mitgliedern den Beschluss, eine Hütte zu bauen.
Initiatoren zu diesem Projekt waren die Brüder Emil und Adolf Witzenmann, die gleichzeitig bedeutende Führeralpinisten um die Jahrhundertwende waren. Am 20. August 1901 konnte die Pforzheimer Hütte am Schlinigpass im Sesvenna- und Lischana-Gebiet der Münstertaler Alpen, unweit der damaligen österreichisch-schweizerischen Grenze am Übergang vom Vinschgau zum Unterengadin auf 2250 m Höhe eingeweiht werden.
Heute steht die Hütte unter Denkmalschutz als „Hochalpines Gebäude der Europäischen Geschichte“. Der Verein Cunfin aus Mals/Vinschgau hat das Gebäude liebevoll restauriert und ein Museum eingerichtet. Aktuelles Thema “Die Schmuggelei”.
Val d´ Uinaschluchtweg
Um den Übergang von Scuol – Tarasp nach Schlinig und Mals direkt zu ermöglichen, war ein Schluchtweg in eine Felswand des oberen Uinatales notwendig.
Es war ein kühner hochalpiner Steig, der 1910 fertiggestellt war, und er verursachte Kosten von 32.500 Schweizer Franken der Kanton Graubünden gab einen Zuschuss von 19.000 Franken und die damals kleine Sektion mit inzwischen 200 Mitgliedern musste 13.500 Franken aufbringen.
Val d´ Uina: Auf den Spuren der europäischen alpinen Geschichte.
Der erste Weltkrieg und die Folgen für die Sektion Pforzheim
Der Frieden von St. Germain 1919 und die damit verbundene neue Grenzziehung bedeute das Aus für diese erste Pforzheimer Hütte, die in der Folgezeit als Posten italienischer Grenzwächter und Zöllner diente. Im Innern ganz zerfallen, standen noch die Außenwände.
Pforzheimer Hütte, 2.308 m (Adolf-Witzenmann-Haus) Seit dem 5. September 1926 steht die Neue Pforzheimer Hütte in den Stubaier Alpen, den Sellrainer Bergen. Das naturbelassene Gleirschtal, ein Nebental vom Sellraintal, liegt global betrachtet zwischen dem Ötztal im Westen und dem Stubaital im Osten. Man erreicht das 2.308 m hoch gelegene alpine Berghaus nach etwas mehr als zweistündigem Fußmarsch von St. Sigmund (1.513 m) im Sellrain. Es ist ein Aufstieg von 795 m zu bewältigen. Kosten: ca. 126.000,00 RM (Reichsmark) = 35.000,00 €
Kurzgeschichte der Pforzheimer Hütte:
Nach dem Verlust der Hütte am Schlinigpass (Südtirol) nach dem Ersten Weltkrieg, für die Pforzheimer Alpinisten, machten sie sich daran eine „Neue Pforzheimer Hütte“ am heutigen Standort im Gleirschtal zu errichten. Allen voran gingen die Brüder Adolf und Emil Witzenmann.
Im Jahr 1968 wurde die Hütte mit einer neuen WC-Anlage mit Waschräumen und einem Anbau für die Heizungsanlage und einem Winterraum erweitert. Ebenso wurde eine Warmluftheizung mit Ölofen installiert. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde die Hütte im Sommer- wie Winterbetrieb nur mit Holz und Kohle beheizt. Der Winterraum war ganzjährig geöffnet. Kosten: 1.455.562,00 ÖS = 225.512,00 DM = 115.175,00 €
Um die Hüttenversorgung zu verbessern, wurde 1974 eine Tal- und Bergstation errichtet, und eine 620 Meter lange Materialseilbahn vom Gleirschbach zur Hütte montiert. Somit war es möglich mit einem geländegängigen Fahrzeug bis auf 2.133 m zu fahren und in Gebinden von 250 kg Waren, Getränke und sonstige Materialien zur Pforzheimer Hütte (2.308m) zu transportieren. Kosten: 550.000,00 ÖS = 85.000,00 DM = 43.500,00 €
Bis 1984 wurde auf der Neue Pforzheimer Hütte der Strom über einen Dieselgenerator erzeugt. Hierbei wurde aus 100 KW Motorleistung ca. 35 KW elektrischer Strom erzeugt. Wirkungsgrad ca. 30 %. Mit der Errichtung einer Wasserkraftanlage im Jahr 1984 wurde durch Wasserkraft im Sommer 35 KW Strom erzeugt und im Winter wurde mit Gas gekocht und das Dieselaggregat lieferte zeitweise Strom. In den Jahren 1992 bis 1994 wurde ein Anbau errichtet um die behördlichen Auflagen zu erfüllen. In dem Anbau wurden eine neue Küche, Waschräume mit WC für Damen und Herren eine Pächterwohnung sowie ein Personalzimmer untergebracht. Ebenso wurden ein Vorratskeller und ein Wirtschaftsraum eingerichtet. Eine Drei-Kammer-Kläranlage rundete die Baumaßnahme ab. Kosten: 7.385.300,00 ÖS = 1.145.000,00 DM = 585.000,00 €
In den Jahren 2012 bis 2016 wurde die Hütte in allen Bereichen der Gebäudetechnik modernisiert.
Eine neue Energie- und Elektroanlagen eingebaut, eine neue Warmwasserheizung mit einer neuen Trinkwasserverteilung installiert. Alle Schlafbereiche wurden modernisiert und renoviert. Eine Kläranlage mit Fettabscheider und biologischer Nachklärung rundete die Baumaßnahmen ab. Die Stromerzeugung im Winter wurde auf eine, mit heimischen Pflanzenöl betriebene Blockheizkraftanlage (BHKW) umgestellt. Der Wirkungsgrad liegt bei 96%. Die Stromerzeugung wurde durch eine Photovoltaikanlage mit 12 KW ergänzt. Eine große Pufferbatterie sichert ganztägig die Stromversorgung im Sommer- und im Winterbetrieb. Die Küche wurde mit professionellen Kochgeräten und Kücheneinrichtungen aus Edelstahl ergänzt.
Ebenso ist das Berghaus über eine SAT-Anlage ins Internet eingebunden und über WLAN können sich die Gäste ins Internet einloggen. Neue Brandschutztüren und eine Brandmeldeanlage gewährleisten, dass die Anforderungen an eine Berghütte im 21-ten Jahrhundert erfüllt werden.
Seit 2012 wurde der Name auf „Pforzheimer Hütte“ umbenannt und im Jahr 2016 wurde der Pforzheimer Hütte das Umweltgütesiegel verliehen. Kosten: 575.000,00 €.
Dies Alles ist nur möglich, durch die finanzielle und ideelle Unterstützung der Mitglieder, Sponsoren und Subventionsgebern sowie einem tatkräftigen ehrenamtlich tätigen Arbeitsteam. Allen ein besonderes Dankeschön von der Deutschen Alpenverein Sektion Pforzheim.
Zur Erinnerung an Walter Stößer
Absturzbericht Sektionsmitteilung 1965 (Gedanken zum 30. Todestag)
Vor nunmehr 30 Jahren ging am Morgenhorn im Berner Oberland der Lebensweg Walter Stößers zu Ende. Zusammen mit seinem Pforzheimer Gefährten Theo Seybold war er am 1. August 1935 in die damals noch nicht begangene Morgenhorn-Nordwand eingestiegen. Über diesen letzten Gang, der für die beiden Bergsteiger ohne Rückkehr blieb, gab Jakob Rumpf, Hüttenwirt der Gspaltenhorn-Hütte (dem Buch „Der Bergsteiger Walter Stößer“ entnommen), folgenden Augenzeugenbericht:
„Ganz klar war der Morgen des 1.August. Um 4 Uhr sind die beiden fortgegangen über den Gamchigletscher zum Fuße der Wand. Um 5 Uhr sind sie in die Felsen eingestiegen. Um 10.30 Uhr sah ich sie unterhalb des großen Eiscouloirs. Ich konnte die beiden mit dem guten Zeißglas, welches Stößer zurückließ, oberhalb der Felsen im Eisbruch entdecken und gut unterscheiden, da Walter Sttößer einen hellen Anzug und Theo Seybold einen dunklen trug. Der Fels versperrte dann die Sicht und erst in etwa um 13 Uhr konnte ich sie oberhalb der Felsen im Eisbruch wieder sehen, in etwa 3400 m Höhe (etwa 200 Meter unter dem Gipfel).
Es war gerade niemand auf der Hütte und so konnte ich von jetzt ab ununterbrochen ihren Kampf in den Eisabbrüchen verfolgen. Sie kamen sehr langsam voran. Die nächsten zwei Stunden brachten….
Gipfelkreuz auf der Haidenspitze 2.975 m
Anlässlich des 100. Geburtstags von Ruth Witzenmann am 16. Juli 2009 wurde dieses besondere Geschenk überreicht. Die Idee hatte Rolf Constantin im Jahr 2008 anlässlich der Geburtstagsfeier von Ruth Witzenmann zum 99ten. Frau Ruth Witzenmann ist im März 2012 mit 102 Jahren verstorben. Sie und Ihr Mann Dr. Walter Witzenmann, langjähriger
1.Vorsitzender der Sektion, und einer der zwölf Apostel als Mitbegründern des Deutschen Alpenvereins nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte, waren große Gönner der Sektion Pforzheim.
Mit dem Gipfelkreuz auf der Haidenspitze wird die Erinnerung an die Familie wach gehalten, die das Bergsteigen in Pforzheim maßgeblich gefördert und begleitet hat:
Unter der Projektleitung vom Bruno Kohl wurde von Ihm das Design entworfen und die Konstruktionspläne erstellt. Thomas Thomsen und Hans Deeg setzten die Pläne um.
Das Montageteam mit Bernd Reister, Bernhard Zelinka, Bruno Kohl, Christoph Senger, Gerd Siebenborn, Klaus Schotte, Joachim Bott und Thomas Thomsen wurde das Gipfelkreuz vom 20.06. bis 02.07.2009 erfolgreich auf dem Gipfel der Haidenspitze montiert.
Noch zum Team gehört Rolf Constantin und Sven Bernhagen, die die Pressearbeit begleitete.
Das Projektteam ist sich darüber einig, dass dieses christliche Symbol auf der Haidenspitze neben der Funktion als Geburtstagsgeschenk vor allem ein Symbol für den langjährigen Frieden seit 1945 in Zentraleuropa ist.
Als würdigen Abschluss, wurde am 08.08.2009 ein Gottesdienst auf der Haidenspitze gefeiert mit anschließendem Fest an der Pforzheimer Hütte.
Allen Beteiligten ein herzliches Dankeschön für den ehrenamtlichen und finanziellen Einsatz.