A: Andrea Kern / M: Manuela Thiel / S: Stefan Bürkle V: Volker Becker
Warum habt ihr euch für den Kurs angemeldet?
A: Ich hatte vor ca. 10 Jahren schon mal einen Alpinkurs bei uns in der Sektion belegt, mich danach jedoch nur noch auf Sportklettern fokussiert und mich bezüglich Mehrseillängen dann sehr unsicher gefühlt. Ich wollte, mein leider nie verinnerlichtes Wissen, auffrischen.
V: Mir ging es darum das alpine Umfeld mit erfahrener Begleitung kennenzulernen. Zusätzlich wollte ich noch das notwendige Grundwissen vertiefen und Vertrauen erwerben.
Wie haben euch die Klettergebiete in den Vogesen gefallen?
V: Sehr gut und durch die recht gute Absicherung auch für Alpinanfänger geeignet.
M: Wunderbar, Frankreich ist ein wunderschönes, facettenreiches Kletterland.
A: Als Alpin- bzw. Mehrseillängen-Anfänger, sind die Gebiete zwar teilweise ausgesetzt, aber in Bezug auf die Alpen noch gut überschaubar.
S: Die Landschaft, Zu- und Abstiege, Wegfindung in den Touren und Alpines Klettern in Kaminen, Rissen und Verschneidungen, haben wenig mit Sportklettern zu tun. Also optimal um sich auf größere Touren in den Alpen und die dortigen Anforderungen vorzubereiten.
Wie war die Unterkunft?
A: Hütte, Schlafbereich und Lage super. Bei der Verpflegung ist noch Luft nach oben.
V: Wir konnten von der Hütte gemütlich zu Fuß zur Martinswand gehen und es war die zu dem Kurs genau passende Unterkunft .
M: Die Unterkunft lag perfekt, Zimmer und sanitäre Einrichtung war sauber, das Essen für sportive Menschleins mit speziellen Essgewohnheiten eher herausfordernd
War es richtig, die Lehrinhalte auf die eine Methode zu beschränken, oder hätten euch alle Möglichkeiten mit ihren Vor- und Nachteilen interessiert?
A: Es war richtig zu beschränken. Es wurde die gängigste Methode „Reihenschaltung mit weichem Auge“ vermittelt. Weitere Methoden hätten den Rahmen gesprengt und für Verwirrung gesorgt. Es stand uns jedoch jederzeit offen, Fragen zu anderen Methoden zu stellen und diese wurde auch beantwortet.
M: Ich empfand es als ausreichend „Input“, da die Umsetzung durch häufige Durchführung erst routiniert wird.
V: …in Anbetracht der begrenzten Zeit war es gut passend, auch wenn ich am liebsten alles wissen würde, da mir nicht nur das Klettern, sondern auch das drumrum, mit Seiltechnik und Sicherungsmethoden Spaß macht. Ihr hattet ja schon Vorkenntnisse.
Werdet ihr die neu gelernten Anwendungen, z.B. die „Schweizer Methode“ beim Abseilen übernehmen, oder wollt ihr eher das alt Bekannte anwenden?
M: Ich werde genau das erlernte aus dem Kurs weiterführen und in Form von Routine vertiefen
A: Bei der Schweizer Methode überwiegen die Vorteile und deshalb werde ich das auch anwenden.
V: Ich werde mir je nach Situation das passende aussuchen. Das gilt auch für die Sicherung am Standplatz. HMS Sicherung scheint ja etwas altmodisch, aber mir wurde in dem Kurs klar, dass die Körpersicherung am Standplatz, diverse Nachteile hat. Seien es Quergänge, das an die Wand gezogen werden, oder auch komplett fehlende Bremswirkung, wenn der Vorsteiger noch vor dem ersten Haken stürzt. Zudem ist man es kaum gewohnt mit Tube ohne Blockierfunktion zu sichern, da man ja mit Doppelseil klettert.
S: Ich musste für den Kurs meine alten Gewohnheiten über Bord werfen und bin tatsächlich auch überzeugt, von den vielen Vorteilen der „Schweizer Methode“, wenn man mehrfach abseilt.
Wart ihr überrascht, dass alpines Klettern andere Anforderungen hat als das Sportklettern. Ich meine z.B. die Wegfindung, die Absicherung, oder auch die Höhe der Wand?
V: Das war mir schon vorher klar… der Unterschied ist riesig.
M: Überrascht nicht, eher kognitiv gefordert.
A: Nein, da dies ja mein zweiter Kurs war.
Hat es dich eher abgeschreckt oder hat dir der Kurs Mut gemacht auch mal alleine eine Mehrseillängentour zu machen?
M: Klettern in all seinen Facetten ist der geilste Sport überhaupt, klar mache ich weiter und baue meine Fähigkeiten aus.
A: Mich hat tatsächlich der heftige Seilzug im Vorstieg ein wenig erschreckt, den man von reinen Sportkletterrouten eher weniger kennt. Aber ja, ich könnte mir vorstellen mit einem/einer PartnerIn meines Vertrauens eine Mehrseillängentour zu machen.
V: Ich werde zusammen mit meinem Kletterpartner das Erfahrene anwenden. Mit der notwendigen Vorsicht und Vorbereitung.
Glaubst ihr man könnte sich auch einen Youtube Clip ansehen, oder macht es für euch Sinn, einen Kurs beim DAV zu belegen?
M: Nein. niemals. Das wichtigste sind die Handlungsabläufe, dies bedeutet Wissen in Fähigkeiten auszubauen. Dies geschieht meines Erachtens nur, über die durch Fachpersonen begleitete Praxis. Deshalb haben für mich solche Kurse eine immense Wichtigkeit!!!!
A: Ein Video kann keinen Kurs ersetzen. Dieses kann einem in der Praxis schlecht auf die Finger schauen und korrigieren. Ich fand es jedoch super, dass Stefan uns vor Kursbeginn, mit fachlich sehr guten YouTube-Clips versorgt hat und wir uns vorab schon informieren konnten. Das war sehr hilfreich.
V: Ein Video kann nie so real sein…der Kurs ist unbedingt notwendig.
S: Natürlich gibt es viele verschiedene Methoden, die nicht unbedingt falsch sind, oder die früher Standard waren. Allerdings ist die ganze Sicherungsmethodik ein Prozeß und es ändert sich immer mal wieder etwas. Bei der Suche nach den richtigen Videos sind mir einige Kuriositäten begegnet, aber auch wirklich gute Tipps. Zu unterscheiden ist dann wohl die Problematik und in einem Kurs übernehmen das die Fachübungsleiter des DAV.
Wenn man das Gefühl verinnerlicht hat, alles richtig zu machen, macht unser Sport noch mehr Spaß.
Autor: Stefan Bürkle
Fotos: Stefan Bürkle